ZUR GESCHICHTE DES BERGBAUS
Die Vermutung liegt nahe, dass in Prettau schon in frühester Zeit Kupfer abgebaut wurde. Neben archäologischen Funden aus der Umgebung von Bruneck, weist vor allem ein im Jahre 1864 gefundenes Bronzebeil aus dem letzten Drittel des 2. Jahrtausends v. Chr. In diese Richtung.
Beweise für den Bergbau lassen sich aber erst seit Beginn des 15. Jh.s erbringen. Der Tiroler Landesfürst Friedrich IV. (1406 – 1436) lag mit dem Adel in Konflikt. Im Kampf um die Burg Greifenstein hoch über Siebeneich im Etschtal kamen zwei Kanonen (Büchsen) in Einsatz, welche der Büchsengießer Meister Christoph in Innsbruck im Jahre 1426 im Auftrag des Landesfürsten anfertigte. Für den Guss wurde Tauferer (Prettauer) Kupfer verwendet.
Fünfzig Jahre später (1479) wurde das Prettauer Kupferbergwerk auf Anordnung des Landesfürsten Erzherzog Sigmund geschlossen, aber bereits 1490 wieder geöffnet. Diese kurzfristige Schließung hatten die Schwazer Gewerkenerwirkt, da ihnen das Tauferer Kupfer wegen der guten Qualität zu starke Konkurrenz machte.
Am Ende des 15. Jh.s tauchen auch die ersten Namen von Gewerken auf. Ab 1504 gelang es der Familie der Freiherrn von Welsperg Bergwerksanteile zu erwerben, bis schließlich Karl von Welsperg 1560 zum Alleingewerken wurde.
Durch Vererbung in den Besitz der Wolkenstein-Rodenegger gelangt, bleib das Bergwerk über drei Generationen in deren Besitz. Im Jahre 1676 übernahmen einige Mitglieder der Bruneckner Kaufmannsfamilie Wenzel und der Schwazer Gewerke und Metallhändler Georg Tannauer die Führung zu gleichen Teilen. Beide Gewerkenfamilien wurden später geadelt: die Wenzel als Freiherrn von Sternbach und die Tannauer als Grafen von Tannenberg. Die Eigentumsverhältnisse blieben dann lange Zeit dieselben, bis die Tannenberggrafen im Jahre 1846 in männlicher Linie ausstarben und die Schürfrechte in Erbfolge an die Grafen von Enzensberg übergingen. Diese waren ab 1885 alleinige Besitzer. Das Prettauer Erz wurde bis 1550 in Prettau verhüttet und di dazu erforderliche Holzkohle ebenfalls dort gebrannt. Der ohnehin schmale Waldgürtel wurde so stark abgeholzt, dass kaum ein Haus sicher vor Lawinen blieb. Daher verlagerte man die Schmelzhütten weiter talauswärts: In St. Peter, St. Johann und Steinhaus betrieb man Schmelzöfen. Ab 1857 war nur mehr die Hütte in Arzbach in Betrieb, zu welcher das Erz im Winter gezogen wurde (20 km). Im Jahre 1878 vermurte der Rohrbach die gesamte Anlage und man errichtete ein neues Schmelzwerk in Prettau, dessen Ruine es heute noch gibt.
BERGWERK PRETTAU
Das Prettauer Erzlager erstreckt sich auf der linken Talseite von seinem Ausbiss in der Nähe des Rötkreuzes in 200 m Meereshöhe, 550 m fast senkrecht nach unten in die Tiefe des Berges. Der Kupfergehalt des Erzes nahm im Laufe der Jahrhunderte stetig ab, wie aus dem Archiv ersichtlich ist. Immer mehr Erz musste aufbereitet werden, um die gleiche Menge Kupfer zu erhalten. Das Prettauer Kupfer war sehr dehnbar und daher besonders für die Drahtproduktion geeignet. Vor allem für die Herstellung von sogenannten "Leonischen Waren", das sind mit Gold und Silber oder Messing überzogne Kupferdrähte für Messinggewänder, Borten, Stickereien u.ä. war es geeignet. Aber auch für die Produktion von Messing wurde das Prettauer Kupfer verwendet. Der Weg nach oben, zur Stelle, wo das Erz ans Tageslicht kam (Ausbiss), führt zurück in die Vergangenheit, zu den Anfängen des Bergbaus. Vom Ausbiss oben, bis zum Erbstollen (unterster Stollen) St. Ignaz, finden wir in Prettau 7 bedeutende Stollen in Handarbeit in den Fels geschrämt.
Die Tatsache, dass Wasser, welches durch den Berg sickert, das Metall auswäscht, wird seit 1561 auch in der Zementkupferanlage genutzt. Hier wird dieses Wasser in Rinnen über Eisenstreifen gleitet, wobei in einer chemischen Reaktion das im Wasser gelöste Kupfer ausfällt. Es setzt sich ein Schlamm ab, der bis zu 70 % Kupfer enthält.
Der Schaustollen
Die Fahrt mit der Grubenbahn in den St. Ignaz Erbstollen und ein Rundgang auf der Sohle 6, sechs Meter unter dem Stollenniveau, vermitteln einen umfassenden Einblick in die harte Arbeitswelt der Knappen. Anhand von Schaufiguren werden die unterschiedlichen Arbeitstechniken anschaulich gemacht. Man quert eine Erzader, welche nicht zur Gänze abgebaut wurde. Auch dem Erz, das über Jahrhunderte abgebaut wurde, begegnet der Besucher auf Sohle 6. Der Besuch dieses Schaustollens ist ein Erlebnis für Groß und Klein. Die Stollen mit ihrer Farbenvielfalt versetzten den Besucher in eine andere Welt. Abenteuer und neue Erkenntnisse verschmelzen zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
BERGBAUMUSEUM IM KORNKASTEN in Steinhaus
Tel. 0474 651043
Im Kornkasten, dem ehemaligen Lebensmittelmagazin des Bergwerks, befindet sich seit Herbst 2002 das Bergbaumuseum Steinhaus. Im Mittelpunkt der Präsentation steht die reichhaltige bergbaukundliche Sammlung der Familie Enzenberg. Wertvolle Holzmodelle von Einrichtungen des Bergwerks, Gemälde und kunstvoll verzierte Grubenkarten, Bücher, Dokumente und Fundstücke aus dem Bergwerk lassen die Geschichte des Bergbaus im Ahrntal wieder aufleben.
Die BesucherInnen werden bereits in der Eingangshalle mit dem Tauferer Kupfererz konfrontiert. Fotografie, Kunst, lebhafte Erzählungen von Zeitzeugen umgeben die Exponate. Die moderne Technik der Präsentation erleichtert vor allem auch jungen Besuchern den Zugang zur Thematik. Vier Themenbereiche umfassen den Inhalt des Museums.
Dem Erz auf der Spur
Beginnend mit der Fundsituation in Prettau lernen die BesucherInnen die einzelnen Arbeitsschritte der Erzförderung kennen. In multifunktionalen Möbeln können sich die BesucherInnen Informationen aussuchen und das Thema Ebene für Ebene vertiefen. Fotoarbeiten veranschaulichen die verschiednen Inhalte für den Betrachter. Die zu den verschienen Sachgebieten gehörigen Exponate werden in Schauvitrinen präsentiert.
Von Knappen und Gewerken
Dieser Bereich ist den sozialen Rahmenbedingungen des Bergbaus gewidmet. Er erzählt von den Löhnen der Knappen, ihren Privilegien, ihren Glaubensvorstellungen, über die Roller der Frauen und von den Unternehmern. In Audiostationen hört der Besucher Originalstimmen von Prettauer Klöpplerinnen und vierstimmig gesprochene Berggebete.
Das Kupfer fließt
Die BesucherInnen erfahren hier, wie das Erz aufbereitet und geschmolzen wird. Die Umweltproblematik wird genauso aufgezeigt wie die wirtschaftliche Bedeutung für das Tal; der Bergbau war Segen und Fluch zugleich. Auch hier sind die einzelnen Themen in ausziehbaren Möbeln untergebracht, ergänzt durch Exponate in Schauvitrinen.
Die virtuelle Wunderkammer
Die bergbaukundlichen Modelle waren ursprünglich in der Modellkammer im Ansitz Gassegg untergebracht. Anlässlich der Museumsgründung wurden alle Gegenstände in den Kornkasten übersiedelt. Für die MuseumsbesucherInnen ist die ursprüngliche Modellkammer virtuell zugänglich: Die Workstation "Virtuelle Wunderkammer" ermöglicht es, die Modelle per Mausklick aus dem Regal zu nehmen, zu drehen und in ihren Funktionen zu animieren.
DER LEHRPFAD
Verlauf des Lehrpfades
Der Lehrpfad beginnt beim untersten Stollen des Prettauer Bergwerkes, dem St. Ignaz-Erbstollen in 1500 Meereshöhe. Von dort aus führt der Weg hinauf zum Mundloch des St. Nikolaus-Stollens, auch Herrenbau-Stollen genannt. Da das Grubengebäude mehrere Male von Lawinen eingedrückt wurde, errichtete man aus großen Steinen einen Schutzwall, der den Stolleneingang schützen sollte. Der Lehrpfad führt an dieser imposanten Mauer vorbei und verläuft dann neben einem Waal, der das Wasser zu den Pochern leitete. Zugleich führt dieser Waalweg zum Mundloch des St. Christoph-Stollen, genannt auch der Fürstenbau. Vor dem Stolleneingang standen einst die Kramstube sowie ein Pochwerk und ein Waschwerk. Beide dienten dazu, Erz vom tauben Gestein zu trennen. Auch eine Bergschmiede befand sich in der Nähe. Der Weg führt weiter zum 120 Höhenmeter höher gelegenen St. Johannes-Stollen. Hier finden sich mehrere Mundlöcher wie z.B. jene des St. Marx und des St. Sebastian-Stollens. Da diese oberen Abbaugebiete älter sind und das Schürfrecht in jenen Tagen nicht wie später in den Händen einzelner oder gar nur eines einzigen Gewerken lag, versuchten hier mehrere zum Erzkörper vorzudringen. Rechts des Weges führt der St. Georg-Stollen in das Innere des Berges. Die „Jakober-Stuben“ sind die ruinenhaften Überreste der einstigen Grubengebäude am Mundloch des St. Jakob-Stollens.
Viele Mundlöcher einstiger Stollen sind verbrochen, aber es ist anzunehmen, dass schon in der Bronzezeit erste Abbautätigkeit stattfand. Der oberste Tollen ist die sogenannte St. Wilhelm-Fundgrube. Hier „beisst“ der Prettauer Kup0fererzkörper aus und hier wurden die Vorkommen vermutlich entdeckt und zuerst ausgebeutet. Die wildromantisch zerklüftete Landschaft zwischen den „Jakober-Stuben“ und dem St. Wilhelm-Stollen entstand, als man im 18. Jh. Dem hier vorhandenen Erz mit Schwarzpulver zu Leibe rückte. Der Lehrpfad endet beim Rötkreuz in 2.080 m Meereshöhe.
SPELÄOTHERAPIE
Heilsame Atemkuren im Stollen tief im Berg
Während Klimatherapien an der See und im Gebirge seit jeher als wohltuend bekannt sind, ist die Klimatherapie für chronische Atemwegserkrankungen in Höhlen und in Stollen aufgelassner Bergwerke relativ neu. Diese Therapieform nützt ein spezielles Mikroklima, das sich durch seine absolute Konstanz und seine hohe Luftreinheit auszeichnet. Die Höhlenforschung hat bewiesen, dass das "Wetter unter Tage" ideale bioklimatische Bedingung für die menschliche Gesundheit anspricht. In geprüften Therapiestollen herrschen nahezu völlig allergen-, keim-, und staubfreie Verhältnisse. Voraussetzung dafür sind konstant niedrige Temperaturen und eine hohe relative Luftfeuchtigkeit sowie ein ständiger feingefilterter Luftstrom, der den Abtransport von schädlichen Partikeln bewirkt.
Die Stollentherapie ist angezeigt bei Menschen mit Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis, chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen und Heuschnupfen.
Die Häufigkeit von Allergien und Atemwegserkrankungen nimmt in den Industrieländern weltweit zu. Viele Patienten suchen nacht alternativen Therapiemöglichkeiten; sie finden sie im neu eingerichteten Heilklimastollen im Bergwerk von Prettau.
Der Verbleib von etwa 2 Stunden täglich für einen Zeitraum von ca. 3 Wochen im staub- und allergenfreien Stollen von Prettau führt zu einer deutlichen Linderung des Leidens, zu einer Besserung des Allgemeinbefindens und in manchen fällen sogar zu einer Heilung, besonders bei Kindern. Neben der hohen Luftreinheit trägt auch die angenehme entspannende Atmosphäre im Klimastollen zum Heilungsprozess bei. die Heilklimatherapie im Stollen ist ein wertvoller Bestandteil im Gesamtkonzept der Therapie von Asthma bronchiale und anderen chronischen und allergischen Atemwegserkrankungen.
Die Kur im Stollen erfolgt unter strenger Aufsicht eines Arztes und wird individuell, je nach Bedarf abgestimmt.
Der Heilklimastollen
Ein Teilstück des St. Ignazstollens wurde mit großem technischen Aufwand als Asthmatherapiestollen umfunktioniert. Der Stollen befindet sich ca. 1,2 km im Berginneren und etwa 500 m unter der Erde. Die Luftfeuchtigkeit beträgt ca. 95%, die Temperatur konstant um etwa 8°C. Die Patienten fahren mit der Grubenbahn bis zur Therapiestation.